Jugend hackt - Frankfurt am Main 2023

Juni 19, 2023 - Lesezeit: 12 Minuten

Ein langes und auslaugendes Wochenende liegt hinter mir, aber es hat sich voll gelohnt!
Hier möchte ich gern meine Erfahrung des Events teilen.

Vom 16. bis 18. Juni 2023 fand das diesjährige "Jugend hackt" Event in Frankfurt am Main statt.
Aufmerksam darauf bin ich durch Jan Eggers geworden, der einen Toot über das Event auf Mastodon geboostet hatte, in dem es darum ging, dass noch Mentor*innen gesucht werden. Ich kannte das Event bisher nicht, also habe ich mir alle Infos durchgelesen und fand es sehr interessant.

Da ich gern anderen Menschen rundum das Entwickeln von Software helfe und auch Ausbilder in dem Beruf bin, dachte ich mir, dass es doch was für mich ist.
Also habe ich mich registriert, alle nötigen Unterlagen beigesteuert und wartete. Ein paar Wochen vor der Veranstaltung gab es noch Mentor*innenmeetings, in denen wichtige Informationen, der Code of Conduct und andere organisatorische Dinge vorab besprochen wurden. Da ich Autist bin, war ich sehr froh, dass es per Remote abgehalten wurde und ich so in meinem Safeplace bin... ich kannte ja keine Person von den Teilnehmenden ;-)

Freitag - 16.06.23

Der Tag ging für mich leider mit Kopfschmerzen los. Die musste ich irgendwie bis Mittag loswerden und habe es auch geschafft. Eigentlich wollte ich den Tag schon mit dem Fahrrad anreisen, so fit war ich jedoch nicht. Also ging es mit Auto und Bahn zum Riedberg nach Frankfurt. Die Anbindung ist ja auch sehr gut!

Beim Ankommen wurde erstmal auf Corona getestet. Eine sehr gute Sache, die übrigens an allen drei Tagen konsistent durchgezogen wurde.  Danach habe ich erstmal vorsichtig das Gelände erkundet und mir so ein paar Räume angeschaut. Das Jugendhaus hat eine schöne Aufteilung für die späteren Teams. 

Nach der Intropräsentation ging dann auch schon das Brainstorming in den vorgeschlagenen Kategorien los, welche da waren:

  • (Digitaler) Aktivismus & Netzpolitik
  • Virtuelle Kunst & Kultur
  • Lernen überall
  • Es gibt keinen Planeten B
  • Barrierefreiheit & Gesundheit
  • Social Media Data (funk)

Für jedes Thema sollten mindestens zwei Mentor*innen sich im entsprechenden Pad anmelden. Da sich für den Planeten B noch keiner angemeldet hatte, habe ich mich dort mit jemand anderem eingetragen.

Das Brainstorming war sehr interessant. Die Kinder und Jugendlichen hatten teilweise schon sehr interessante Vorstellungen, Meinungen und Wissen, welches ich in dem Alter nicht mal ansatzweise hatte. Hut ab!
Insgesamt gab es zwei Brainstormingsessions und dazwischen Abendendessen.

Als dann alle Sessions vorbei waren, haben die einzelnen Teams ihre Ideen auf Plakaten grob umrissen und allen Teilnehmer*innen vorgestellt. Puh, das waren schon echt eine ganze Menge Ideen. Wirklich klasse!

Nach der Abmoderation gab es noch ein sogenanntes "Mentimeeting", also ein Fazit für alle Mentor*innen, wie so der erste, halbe Tag gelaufen ist. Und dann war der erste Tag auch schon vorbei und es ging nach Hause.

Samstag - 17.06.23

Heute ging es mir schon deutlich besser als Freitag. Also habe ich mir mein Rad und mein Zeugs geschnappt und bin direkt den Weg zum Riedberg geradelt. Nach gut 18km Fahrt kam ich als erster vor dem Jugendzentrum an. Ich musste auch nur ein paar Minuten warten, dann war schon einer der Veranstalter*innen mit dem Schlüssel da.
Als erstes haben wir natürlich alle Fenster und Türen aufgerissen, denn die Luft in dem Gebäude war sehr stickig und nicht zu atmen. Schnell noch das Fahrrad angeschlossen und schon mal die erste Mate besorgt (was im Prinzip irgendwie das Grundnahrungsmittel am ganzen Wochenende war XD).

Nachdem dann alle Teilnehmenden eingetroffen waren, ging es nach der morgendlichen Anmoderation mit der Gruppensuche los. Hier konnten sich die Kinder und Jugendlichen ein Team aussuchen, in dem sie gerne arbeiten möchten. Es musste auch nicht zwangsläufig das eigene Projekt sein, wenn man sich für etwas anderes mehr interessiert hat.
Genauso war es auch mit den Mentor*innen. Idealerweise sollten pro Team zwei davon vertreten sein, was aber leider nicht überall geklappt hat. So hatten wir auch "Springer*innen", die immer wieder mal zwischen den Gruppen gewechselt haben. Das hat aber soweit alles gut geklappt.

"Mein" Team hatte als Projekt einen Avatar-Generator ausgedacht, mit dem man sich freie Avatare für alle möglichen Situationen erstellen kann, sei es für Social Media oder andere Accounts.
Ziemlich schnell hat sich auch jemand mit Stift an das Whiteboard gestellt und in Zusammenarbeit mit allen anderen eine kleine Projektplanung erstellt. Da waren Layoutideen drin, welche Features sollte der Generator können uvm.

Ein Teilnehmer hat direkt mit HTML angefangen, die Seite zu gestalten. Die Gruppe hatte sich viele Gedanken gemacht und nach ein bis zwei Stunden lediglich das Wort "MyAvatarStudio" als Überschrift auf der Seite gehabt. 
Hier kamen erste Zweifel auf in der Form von: "Wie sollen wir das schaffen?", "Ich glaube, wir haben zu wenig Zeit. Ist doch nur 1 Tag" usw. usf.
In einem Vorkurs hatten sie bereits ein paar Wochen vorher mit einer einfachen Grafikbibliothek namens P5.js einen Grundkurs gehabt. Diese wollten sie auch einsetzen, hatten aber nicht so richtig einen Plan, wie es denn auf der eigenen Seite eingesetzt werden kann. Außerdem hatten sie nur sehr wenig Erfahrung mit JavaScript.

Da war nun ich als Mentor gefragt, um das Team auf einen Weg zu bringen. Erst erklärte ich Ihnen, dass sie die Features etwas zurückfahren müssten und mit einem kleinen, aber funktionierenden Projekt beginnen sollten.
So haben sie dann Dinge wie "ganzer Körper", "Kleidung und Accessoires" erstmal auf Eis gelegt. Auch fing die Suche nach Grafiken an, bei der man sich schnell festfahren kann. Hier habe ich empfohlen, erstmal die grundlegende Technik zu bauen, und wenn es nur Rechtecke, Kreise und Linien waren.
Die Vorgehensweise wurde vom Team dankend angenommen und nach kurzer Zeit war schon ein kleines Gesicht auf dem Bildschirm zu sehen, aber halt aus o.g. geometrischen Formen.

Der nächste Schritt war, den Code aus dem online Editor von P5.js in das eigene Projekt zu bekommen. Auch das haben wir im Team gut hinbekommen. Zwischenzeitlich habe ich selbst nach freien, CC0-Grafiken gesucht und bin auch schnell fündig geworden.
Diese ließen sich später gut einbinden und nach dem ein ersten Gesicht mit richtigen Teilen auf dem Bildschirm war, haben alle einen ordentlich Motivationsschub bekommen. Dann wurde gehackt, diskutiert, gelacht (weil es manchmal schon urkomisch aussah) und endlich platzte der Knoten. Kurz vor dem Mittagessen kamen dann so Sätze wie: "Ich hätte nie gedacht, dass wir soo weit kommen. Das ist ja richtig cool!".
Das weckte echte Freude in mir, als ich gesehen habe, wie enthusiastisch und fokussiert das Team plötzlich war. Ich hatte sogar Mühe, allen mehrmals zu sagen, dass sie nun endlich mal zum Mittag gehen und sich stärken sollten ;-).

Mittagessen

Das Essen war großes Kino! Es gab durchweg vegane Speisen, so dass es für jeden zugänglich sein sollte. Was ich besonders lecker fand, war der Curryreis mit der Sojaschnetzelsoße. Absolut gut!
Außerdem gab es ganztägig immer frisches, kaltes Wasser und einen großen Spender mit Minze-Zitronen-Wasser. Top!

Weiter gehts...

Mittag war erledigt, also ging es wieder an das Hacken. Es wurden mehr Grafiken eingesetzt, der Code verbessert, das Aussehen angepasst. Hier wollte das Team auch wieder gleich alle möglichen Grafiken aus dem freien Set einsetzen.
Ich habe wieder vorgeschlagen, dass sie doch mal mit zwei Dingen pro Kategorie anfangen sollten. Später kann man immer noch etwas hinzufügen. Fanden sie gut und so war relativ schnell die erste funktionelle Version fertig.

Eine Weile nach dem Mittag gingen auch schon die Lightningtalks los. Das sind kleine, kurze Talks (so etwa 6-10 Minuten), in denen es möglich war, die eigene Begeisterung für ein Thema dem Publikum näher zu bringen.
Am Tag vorher hatte ich schon in einer anderen Gruppe ein kleines Gespräch über mein Projekt https://openbookcase.de gehabt und so entstand daraus die Idee, auch dafür mal einen kleinen Talk zu machen. Es wird ja immerhin bald 10 Jahre alt. Der Talk kam ziemlich gut an und hat mir selbst mal wieder etwas Motivation geschafft, an der Neuentwicklung der Seite weiterzuarbeiten.

Am späten Nachmittag haben wir dann das Team ein wenig aufgesplitted, wobei sich zwei weiter um den Code gekümmert haben und die anderen beiden mit dem vorbereiten der Präsentation begannen. Denn am Abend sollten die Projekte schon in einer Testpräsentation vorgestellt werden.

Im Laufe des Nachmittags hatte ich mal einen Durchhänger und hätte mich im Ruheraum direkt schlafen legen können. Da machten sich also erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Aber kurz mal an die frische (naja, eher heiße) Luft, ein paar Schritte gehen und schon ging es wieder nach einer Weile.

Gegen Abend wurden noch ein paar Bugs gefixt und die Präsentation geübt, bevor es auf die Bühne für die 4 Teilnehmer ging. Die erste Übungspräsentation war schon ok und hinterher gab es noch ein paar Tipps, was man besser machen könnte.

Eigentlich ging der Abend noch ein Weilchen, aber ich war schon relativ platt und so bin ich gegen 20:00 Uhr mit dem Rad schon nach Hause gefahren. Ich hatte zu dem Zeitpunkt auch schon mit dem Gedanken gespielt, am Sonntag nicht mehr dabei zu sein, da ich auch nur wenig Schlaf hatte und wirklich im Eimer war.

Sonntag - 18.06.23

Die Nacht habe ich wohl gut geschlafen, denn Sonntag früh ging es mir doch sehr gut und ich konnte doch das Team nicht im Stich lassen, nachdem wir so viel geschafft haben. Also nach dem Frühstück rauf auf den Drahtesel und ab zum Riedberg hin.

Am vorherigen Tag hat die Gruppe mit dem zweiten Mentor noch ein Gitlab-Repo aufgesetzt und den Code eingecheckt.
Ein paar Stunden waren noch Zeit, also konnten noch letzte Fehler behoben werden und die Präsentation ausgearbeitet werden. Diese wurde nun auch öfter durchgespielt und geübt und mein "Mitmentor" und ich haben hier und da noch Tipps gegeben, was man noch verbessern könnte.

Nach einem kleinen Mittagssnack trafen langsam auch schon die Familienmitglieder der Teilnehmer*innen ein und bald sollten die Projekte vorgestellt werden.
Hier konnte man erstmals sehen, was so alle Gruppen an nur einem kurzen Wochenende alles geschafft haben. Die Projekte waren wirklich beeindruckend und absolut jeder kann stolz auf sich sein.
Bei der Präsentation des Avatar-Generators gab es kleinere, technische Schwierigkeiten, aber das Team hat super improvisiert und souverän durchgezogen. Klasse!

Sobald nun alle Projekte vorgestellt wurden, löste sich auch langsam alles auf. Das Aufräumen begann und die Familien und Teilnehmer*innen waren nun auf dem Weg nach Hause.
Auch ich habe mich bald wieder auf mein Rad geschwungen und bin nach Hause gefahren.

Fazit

Ich war zum allerersten Mal auf einem "Jugend hackt" Event und es hat mir sehr viel Spaß bereitet. Ich habe auch so richtig das Gefühl gehabt, dass ich mein Wissen und meine Erfahrung mit den Kindern und Jugendlichen teilen konnte und es auch gut ankam.
Sicher ist man dann ausgelaugt und auch der Montag war für mich nicht wirklich machbar, aber es ist ein gutes Gefühl von Ausgelaugtheit.

Ich freue mich schon darauf, beim nächsten Event in Frankfurt dabei zu sein, für das ich mich auf jeden Fall wieder melden werden.

One last thing

Was ich noch sehr, sehr, SEHR positiv erwähnen muss ist, dass auf dem Event jede Person so sein konnte, wie sie (bezogen auf Person!) ist. Sei es in Bezug auf LGBTQIA+ oder Neurodiversitäten oder oder oder. Dieses Event war ein wirklich absolut offener Raum und ich habe mich sehr wohl und willkommen gefühlt!


Meine Depression

September 9, 2022 - Lesezeit: 8 Minuten

Das Thema ist für mich kein Tabuthema, aber trotzdem fällt es mir schwer, darüber zu schreiben. 
Es ist nicht, weil ich nicht will oder weil ich mich dann irgendwie offen gelegt fühle oder sonst etwas, sondern ich weiß einfach nicht, wie ich die Thematik angehen und beschreiben soll. Das ist es, was mir schwer fällt. 
Ansonsten gehe ich mittlerweile sehr offen mit den Depressionen um und kann es auch mitteilen, wenn es mal wieder soweit ist, dass ich in einer dunklen Phase hänge.
Da in letzter Zeit immer mehr Artikel und Bücher zu dem Thema auftauchen, dachte ich, ich versuche es doch noch einmal. 

Zwei "Einstiege" in das dunkle Tal

Ich unterscheide bei mir zwei unterschiedliche "Eintritte" oder "Einstiege" in eine depressive Phase, die ich mit der Zeit so zu spüren bekommen habe.

Entweder die Phasen kündigen sich schon Tage bis Wochen im Voraus an oder ich bin innerhalb von Sekunden/Minuten im Tief.

Im ersten Fall merke ich von Tag zu Tag, wie meine Motivation rapide abnimmt und ich gewisse Sachen nicht mehr auf die Reihe bekomme. Auch meine Stimmung sinkt merklich (auch für Außenstehende) und ich bin mehr gedankenverloren und weniger kontaktfreudig zur Außenwelt. Mir machen meine Hobbies kein Spaß mehr, ich kann meine Arbeit als Softwareentwickler nicht mehr richtig bewältigen und kann mich sonst an nichts mehr erfreuen. 
Oft mache ich den Fehler und versuche den "Absturz" so lange wie möglich vor mir herzuschieben, da ich innerlich einfach nicht bereit dafür bin ("Ich kann doch nicht schon wieder auf Arbeit fehlen. Das geht einfach nicht!"). Problematisch daran ist, dass ich das Endresultat dadurch einfach verschlimmere, weil ich nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen habe. Somit bin ich dann meistens wieder 1-2 Wochen krank und habe weder für mich noch etwas für die Arbeit dadurch gewonnen.

Der zweite Fall ist sehr tückisch. Meine Laune kann echt gut sein, ich schaffe meine Arbeit, alles ist gut. Plötzlich aber sinkt alles von 100 auf 0, manchmal innerhalb von Sekunden. Was der Trigger in dem Moment dann gewesen ist, kann ich nie wirklich sagen. Es können Geräusche, Gedanken, ein Wort, Musik oder Situationen sein, die mich dann total aus der Bahn werfen. Die anschließenden Probleme sind die selben, wie im ersten Fall, nur dass ich keine reale Chance hatte, rechtzeitig eine Ruhephase einzuleiten. Das sind die gemeinen Attacken.

Wie es sich anfühlt in einer dunklen Phase

Eigentlich habe ich es schon weiter oben beschrieben, aber ein paar Details kann ich noch hinzufügen.

Mein Kopf fühlt sich an, als würde er von allen Seiten durch irgendetwas zusammengedrückt. Hinzu kommen Kopfschmerzen und eine allgemeine Bewegungsunlust. Ziemlich ätzend. Manchmal höre ich auch verändert und kann mich auf nichts mehr konzentrieren. Egal ob ich Fernseher schaue, am Computer/Handy versuche etwas zu lesen oder mit jemandem Rede. Es ist nur schwer möglich, den Dingen zu folgen.
Weiterhin verspüre ich so gut wie keine Lust an Hobbies, sei es die Fotografie, Musik machen, Spielen (egal ob analog oder digital). Ich sehe dann einfach keinen Sinn für diese Dinge.
Wenn es schlimmer ist, dann kommt noch eine Art "Vernichtungswut" dazu. Ich beginne damit, Dinge, die ich geschaffen habe, zu vernichten. Ich will einfach alles loswerden, was ICH gemacht habe. Das können Fotos sein oder Webseiten, die ich schon lange habe. Ganz oft habe ich auch auf Twitter immer alle meine Tweets gelöscht und bin fast jedem entfolgt und habe auch Nutzer geblockt, die überhaupt keinen Anteil daran haben/hatten, was mit mir los ist.

Direkt in einer solchen Phase merke ich nicht, was ich nach außen hin kaputt mache und zerstöre. Es ist für mich nicht greifbar. Erst im Anschluss, wenn es mir gut geht, begreife ich immer erst, was ich getan habe und dann tut es mir oft leid. Leider kann ich manchmal den Schaden dann nicht mehr gut machen und es gab auch schon einige Leute, die sich dann von mir sehr distanziert haben, obwohl das überhaupt nicht meine wirklichen Absichten waren. Das größte Problem dabei war, dass ich diese Zerstörungswut nicht kontrollieren konnte. Es gibt so einige Leute auf Twitter, die ich auch aus dem realen Leben kenne und die ich schätzen gelernt habe (und vielleicht war's auch umgekehrt so). Mit denen ist es leider vorbei und ich kann es einfach nicht mehr gut machen.
Es fällt mir in diesen Momenten auch sehr schwer "einfach" mitzuteilen, wie es mir geht und was los ist. Ich befürchte dann meistens, dass die anderen Leute das als Ausrede oder schlechte Entschuldigung werten und ich dadurch unglaubwürdig werde (ja, mein Selbstbewusstsein ist dann auch quasi nicht vorhanden).

In ganz schweren Phasen hatte ich tatsächlich auch schon mal Suizidgedanken und mir auch schon zurechtgelegt, WIE ich es mache, aber nie WO und WANN. Meine Vernunft ist sehr stark und ich habe eine Familie zu ernähren und meine Kinder brauchen mich. Ich bin über diese Blockade wirklich sehr glücklich (ja, GLÜCKLICH), denn sonst wäre ich vermutlich schon seit einigen Jahren nicht mehr unter den Lebenden.

Der ständige Begleiter

Meine Depression ist ein ständiger Begleiter. Sie kommt nicht nur in Phasen, sondern ist unterschwellig immer da und haut mir hin und wieder einfach Dinge um die Ohren, die ich nur schwer bewältigen kann.

Es ist, als ob da so ein kleiner Fiesling in meinem Kopf sitzt, der mir ständig Dinge einredet, die nicht wahr sind (glaube ich zumindest). Es kommen Gedanken auf, dass mich niemand mag, dass meine Familie (und insbesondere mein Frau) mich nicht liebt, dass ich einfach nichts wert bin. Ich habe ständig das Gefühl, dass alles, was ich anpacke, falsch ist und es sowieso nur kaputt geht.
Habe ich dann mal etwas geschaffen, wovon andere Menschen behaupten, dass es echt gut ist und ich gelobt werde, dann kommt wieder diese verdammte Stimme in den Kopf und sagt mir: "Lasse den Lob nicht zu, DAS HAST DU NICHT VERDIENT!! Vergiss es einfach!". Ich winke dann meist nur lächelnd ab und laufe innerlich barfuß auf einem Fluß aus Lava.

Das klingt vielleicht etwas krass, aber genau so läuft das ständig bei mir ab.

Ich glaube, ich habe mich bisher nur sehr selten über Lob richtig gefreut, aber ich könnte es nicht direkt benennen, weil ich das vergessen habe. Wenn ich ein "Danke" für ein Lob zurücklasse, dann liegt das eigentlich nur daran, dass man von mir ja eine Reaktion auf die Anerkennung erwartet und die gebe ich dann. Mit der Zeit habe ich das irgendwie antrainiert, nachdem ich bei anderen Menschen gesehen habe, wie es erwartet wird.

Wie geht's weiter

... tja, keine Ahnung??!
Ich habe schon mal versucht, Psychotherapeuten zu finden. Sie waren aber entweder nicht das Richtige für mich oder waren viele Monate im Voraus schon ausgebucht. Das hilft nicht sehr viel weiter, wenn es einem dreckig geht.
So versuche ich also immer wieder selbst mit den Depressionen klar zu kommen und schaffe es "irgendwie" da durch. Wenn mich mein Hausarzt dann mal wieder krank geschrieben hat, versuche ich möglichst viel nach draußen zu gehen (entgegen meiner Motivation) oder Fahrrad zu fahren. Das hilft für den Moment, aber hält leider nicht immer lange vor.
 
Meine Familie gibt mir sehr viel Kraft und Rückhalt, auch wenn ich oft alles andere als einfach bin und sie teilweise sogar mit herunterziehe. Das ist allgemein das Schlimmste, was passiert, da sie keinerlei Anteile an meinem Zustand haben. Schon gar nicht haben sie es verdient, das zu erleben oder mit herunter gezogen zu werden. Trotzdem halten wir alle zusammen und dafür bin ich sehr dankbar!

Nun komme ich wieder zu dem Punkt, an dem ich nicht mehr weiß, was ich noch schreiben soll. Sollte ich wieder das Bedürfnis haben, mehr über das Thema zu schreiben, folgt einfach ein neuer Artikel. 

Bis dahin bedanke ich mich für's Lesen,

Christian


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Mein neues Jobrad

Juli 8, 2022 - Lesezeit: 3 Minuten

Ich habe mal wieder eine neue Blogsoftware am Start, auf die mich @HerrWalter aufmerksam gemacht hat.
Den ersten Artikel möchte ich jedoch nicht der Software widmen, sondern meinem neuen, frischen Jobrad (dazu später mehr).

Ab dem August 2022 möchte/muss ich wieder ins Büro, nach über 2 Jahren Homeoffice. Dann nämlich beginne ich mit meiner Nebenaufgabe, dem Ausbilden von Fachinformatikern in Richtung Anwendungsentwicklung.

Da die Pandemie immer noch im Gange ist und sogar schlimmer wird, möchte ich es vermeiden, mich mit zu vielen Menschen in Kontakt zu bringen. Dazu gehört auch, dass ich öffentliche Nahverkehrsmittel meide. Darüberhinaus ist in der Nähe sowieso eine Großbaustelle der Bahn, weswegen die Strecke nun für ein paar Monate komplett gesperrt ist.

Das Büro ist inmitten von Frankfurt und von meinem Wohnort aus ca. 16km (einfache Strecke) entfernt. Der Weg ist jetzt nicht so weit, jedoch gibt es einige Hügel zu überwinden und mit meinem bisherigen, normalen, Mountainbike ist das doch eher Arbeit als angenehmes "zur-Arbeit-fahren". 

So keimte also die Idee auf, dass ich dafür schon ein neues Fahrrad benötige, welches mit einem Motor ausgestattet ist, also ein Pedelec. Da diese Räder doch sehr teuer sind, habe ich den Gedanken schon noch beiseite geschoben und überlegt, wie ich denn am Besten mit meinem bisherigen Fahrrad eine bessere Strecke finden kann. @mattsches hat mich dann noch mal an Jobrad aufmerksam gemacht. Meine Frau und ich hatten uns schon mal darüber unterhalten gehabt, aber ich kannte es nicht und hab's mir auch nicht weiter angeschaut.

Jetzt war aber der Moment da, in dem ich dann doch noch mal geprüft habe, wie das nun funktioniert. Die Firma benötigt wohl dort einen Account und der Rest sind Beantragung und Freigaben durch die Firma, Jobrad und dann kann man sich das Fahrrad auch schon abholen. Übrigens "kauft" man sich das Rad in Form eines Leasingvertrages über 3 Jahre. Am Ende bekommt man ein Kaufangebot und kann es dann sogar komplett übernehmen, so man möchte.

Nun habe ich kurz einen Kollegen gefragt gehabt, ob Jobrad bei uns angeboten wird, aber ich war mit der Suche im firmeninternen Wiki dann schneller und habe tatsächlich einen kleinen Beitrag gefunden, wie man sich sein Jobrad über die Firma anschaffen kann. Einen Account hat die Firma bereits gehabt, da, nach Aussage anderer Kollegen, wohl schon einige in der Firma mit einem Jobrad zur Arbeit fahren.

Der Rest ist alles nur noch Formsache gewesen: Konto anlegen, beim Radhändler ein Fahrrad aussuchen, dort den Antrag stellen und auf die entsprechenden Freigaben warten und ein paar Tage später das Rad in Empfang nehmen.

Es ging in meinem Fall alles recht schnell, so dass ich 2 Tage nach dem Antrag das Fahrrad schon holen konnte. Es ist ein BH Atoms Pro-S geworden, also ein Hardtail Mountainbike aus einer spanischen Manufaktur mit relativ starkem Motor, der bis 25km/h unterstützt. Einige Touren rund um mein Zuhause habe ich bereits unternommen und es ist der Wahnsinn, wenn man vorher nie ein Pedelec gefahren ist! So macht Radfahren wieder Spaß und die Touren zur Arbeit werden ein Vergnügen werden.

Danke für's Lesen,

Christian