Ein langes und auslaugendes Wochenende liegt hinter mir, aber es hat sich voll gelohnt!
Hier möchte ich gern meine Erfahrung des Events teilen.
Vom 16. bis 18. Juni 2023 fand das diesjährige "Jugend hackt" Event in Frankfurt am Main statt.
Aufmerksam darauf bin ich durch Jan Eggers geworden, der einen Toot über das Event auf Mastodon geboostet hatte, in dem es darum ging, dass noch Mentor*innen gesucht werden. Ich kannte das Event bisher nicht, also habe ich mir alle Infos durchgelesen und fand es sehr interessant.
Da ich gern anderen Menschen rundum das Entwickeln von Software helfe und auch Ausbilder in dem Beruf bin, dachte ich mir, dass es doch was für mich ist.
Also habe ich mich registriert, alle nötigen Unterlagen beigesteuert und wartete. Ein paar Wochen vor der Veranstaltung gab es noch Mentor*innenmeetings, in denen wichtige Informationen, der Code of Conduct und andere organisatorische Dinge vorab besprochen wurden. Da ich Autist bin, war ich sehr froh, dass es per Remote abgehalten wurde und ich so in meinem Safeplace bin... ich kannte ja keine Person von den Teilnehmenden ;-)
Der Tag ging für mich leider mit Kopfschmerzen los. Die musste ich irgendwie bis Mittag loswerden und habe es auch geschafft. Eigentlich wollte ich den Tag schon mit dem Fahrrad anreisen, so fit war ich jedoch nicht. Also ging es mit Auto und Bahn zum Riedberg nach Frankfurt. Die Anbindung ist ja auch sehr gut!
Beim Ankommen wurde erstmal auf Corona getestet. Eine sehr gute Sache, die übrigens an allen drei Tagen konsistent durchgezogen wurde. Danach habe ich erstmal vorsichtig das Gelände erkundet und mir so ein paar Räume angeschaut. Das Jugendhaus hat eine schöne Aufteilung für die späteren Teams.
Nach der Intropräsentation ging dann auch schon das Brainstorming in den vorgeschlagenen Kategorien los, welche da waren:
Für jedes Thema sollten mindestens zwei Mentor*innen sich im entsprechenden Pad anmelden. Da sich für den Planeten B noch keiner angemeldet hatte, habe ich mich dort mit jemand anderem eingetragen.
Das Brainstorming war sehr interessant. Die Kinder und Jugendlichen hatten teilweise schon sehr interessante Vorstellungen, Meinungen und Wissen, welches ich in dem Alter nicht mal ansatzweise hatte. Hut ab!
Insgesamt gab es zwei Brainstormingsessions und dazwischen Abendendessen.
Als dann alle Sessions vorbei waren, haben die einzelnen Teams ihre Ideen auf Plakaten grob umrissen und allen Teilnehmer*innen vorgestellt. Puh, das waren schon echt eine ganze Menge Ideen. Wirklich klasse!
Nach der Abmoderation gab es noch ein sogenanntes "Mentimeeting", also ein Fazit für alle Mentor*innen, wie so der erste, halbe Tag gelaufen ist. Und dann war der erste Tag auch schon vorbei und es ging nach Hause.
Heute ging es mir schon deutlich besser als Freitag. Also habe ich mir mein Rad und mein Zeugs geschnappt und bin direkt den Weg zum Riedberg geradelt. Nach gut 18km Fahrt kam ich als erster vor dem Jugendzentrum an. Ich musste auch nur ein paar Minuten warten, dann war schon einer der Veranstalter*innen mit dem Schlüssel da.
Als erstes haben wir natürlich alle Fenster und Türen aufgerissen, denn die Luft in dem Gebäude war sehr stickig und nicht zu atmen. Schnell noch das Fahrrad angeschlossen und schon mal die erste Mate besorgt (was im Prinzip irgendwie das Grundnahrungsmittel am ganzen Wochenende war XD).
Nachdem dann alle Teilnehmenden eingetroffen waren, ging es nach der morgendlichen Anmoderation mit der Gruppensuche los. Hier konnten sich die Kinder und Jugendlichen ein Team aussuchen, in dem sie gerne arbeiten möchten. Es musste auch nicht zwangsläufig das eigene Projekt sein, wenn man sich für etwas anderes mehr interessiert hat.
Genauso war es auch mit den Mentor*innen. Idealerweise sollten pro Team zwei davon vertreten sein, was aber leider nicht überall geklappt hat. So hatten wir auch "Springer*innen", die immer wieder mal zwischen den Gruppen gewechselt haben. Das hat aber soweit alles gut geklappt.
"Mein" Team hatte als Projekt einen Avatar-Generator ausgedacht, mit dem man sich freie Avatare für alle möglichen Situationen erstellen kann, sei es für Social Media oder andere Accounts.
Ziemlich schnell hat sich auch jemand mit Stift an das Whiteboard gestellt und in Zusammenarbeit mit allen anderen eine kleine Projektplanung erstellt. Da waren Layoutideen drin, welche Features sollte der Generator können uvm.
Ein Teilnehmer hat direkt mit HTML angefangen, die Seite zu gestalten. Die Gruppe hatte sich viele Gedanken gemacht und nach ein bis zwei Stunden lediglich das Wort "MyAvatarStudio" als Überschrift auf der Seite gehabt.
Hier kamen erste Zweifel auf in der Form von: "Wie sollen wir das schaffen?", "Ich glaube, wir haben zu wenig Zeit. Ist doch nur 1 Tag" usw. usf.
In einem Vorkurs hatten sie bereits ein paar Wochen vorher mit einer einfachen Grafikbibliothek namens P5.js einen Grundkurs gehabt. Diese wollten sie auch einsetzen, hatten aber nicht so richtig einen Plan, wie es denn auf der eigenen Seite eingesetzt werden kann. Außerdem hatten sie nur sehr wenig Erfahrung mit JavaScript.
Da war nun ich als Mentor gefragt, um das Team auf einen Weg zu bringen. Erst erklärte ich Ihnen, dass sie die Features etwas zurückfahren müssten und mit einem kleinen, aber funktionierenden Projekt beginnen sollten.
So haben sie dann Dinge wie "ganzer Körper", "Kleidung und Accessoires" erstmal auf Eis gelegt. Auch fing die Suche nach Grafiken an, bei der man sich schnell festfahren kann. Hier habe ich empfohlen, erstmal die grundlegende Technik zu bauen, und wenn es nur Rechtecke, Kreise und Linien waren.
Die Vorgehensweise wurde vom Team dankend angenommen und nach kurzer Zeit war schon ein kleines Gesicht auf dem Bildschirm zu sehen, aber halt aus o.g. geometrischen Formen.
Der nächste Schritt war, den Code aus dem online Editor von P5.js in das eigene Projekt zu bekommen. Auch das haben wir im Team gut hinbekommen. Zwischenzeitlich habe ich selbst nach freien, CC0-Grafiken gesucht und bin auch schnell fündig geworden.
Diese ließen sich später gut einbinden und nach dem ein ersten Gesicht mit richtigen Teilen auf dem Bildschirm war, haben alle einen ordentlich Motivationsschub bekommen. Dann wurde gehackt, diskutiert, gelacht (weil es manchmal schon urkomisch aussah) und endlich platzte der Knoten. Kurz vor dem Mittagessen kamen dann so Sätze wie: "Ich hätte nie gedacht, dass wir soo weit kommen. Das ist ja richtig cool!".
Das weckte echte Freude in mir, als ich gesehen habe, wie enthusiastisch und fokussiert das Team plötzlich war. Ich hatte sogar Mühe, allen mehrmals zu sagen, dass sie nun endlich mal zum Mittag gehen und sich stärken sollten ;-).
Das Essen war großes Kino! Es gab durchweg vegane Speisen, so dass es für jeden zugänglich sein sollte. Was ich besonders lecker fand, war der Curryreis mit der Sojaschnetzelsoße. Absolut gut!
Außerdem gab es ganztägig immer frisches, kaltes Wasser und einen großen Spender mit Minze-Zitronen-Wasser. Top!
Mittag war erledigt, also ging es wieder an das Hacken. Es wurden mehr Grafiken eingesetzt, der Code verbessert, das Aussehen angepasst. Hier wollte das Team auch wieder gleich alle möglichen Grafiken aus dem freien Set einsetzen.
Ich habe wieder vorgeschlagen, dass sie doch mal mit zwei Dingen pro Kategorie anfangen sollten. Später kann man immer noch etwas hinzufügen. Fanden sie gut und so war relativ schnell die erste funktionelle Version fertig.
Eine Weile nach dem Mittag gingen auch schon die Lightningtalks los. Das sind kleine, kurze Talks (so etwa 6-10 Minuten), in denen es möglich war, die eigene Begeisterung für ein Thema dem Publikum näher zu bringen.
Am Tag vorher hatte ich schon in einer anderen Gruppe ein kleines Gespräch über mein Projekt https://openbookcase.de gehabt und so entstand daraus die Idee, auch dafür mal einen kleinen Talk zu machen. Es wird ja immerhin bald 10 Jahre alt. Der Talk kam ziemlich gut an und hat mir selbst mal wieder etwas Motivation geschafft, an der Neuentwicklung der Seite weiterzuarbeiten.
Am späten Nachmittag haben wir dann das Team ein wenig aufgesplitted, wobei sich zwei weiter um den Code gekümmert haben und die anderen beiden mit dem vorbereiten der Präsentation begannen. Denn am Abend sollten die Projekte schon in einer Testpräsentation vorgestellt werden.
Im Laufe des Nachmittags hatte ich mal einen Durchhänger und hätte mich im Ruheraum direkt schlafen legen können. Da machten sich also erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Aber kurz mal an die frische (naja, eher heiße) Luft, ein paar Schritte gehen und schon ging es wieder nach einer Weile.
Gegen Abend wurden noch ein paar Bugs gefixt und die Präsentation geübt, bevor es auf die Bühne für die 4 Teilnehmer ging. Die erste Übungspräsentation war schon ok und hinterher gab es noch ein paar Tipps, was man besser machen könnte.
Eigentlich ging der Abend noch ein Weilchen, aber ich war schon relativ platt und so bin ich gegen 20:00 Uhr mit dem Rad schon nach Hause gefahren. Ich hatte zu dem Zeitpunkt auch schon mit dem Gedanken gespielt, am Sonntag nicht mehr dabei zu sein, da ich auch nur wenig Schlaf hatte und wirklich im Eimer war.
Die Nacht habe ich wohl gut geschlafen, denn Sonntag früh ging es mir doch sehr gut und ich konnte doch das Team nicht im Stich lassen, nachdem wir so viel geschafft haben. Also nach dem Frühstück rauf auf den Drahtesel und ab zum Riedberg hin.
Am vorherigen Tag hat die Gruppe mit dem zweiten Mentor noch ein Gitlab-Repo aufgesetzt und den Code eingecheckt.
Ein paar Stunden waren noch Zeit, also konnten noch letzte Fehler behoben werden und die Präsentation ausgearbeitet werden. Diese wurde nun auch öfter durchgespielt und geübt und mein "Mitmentor" und ich haben hier und da noch Tipps gegeben, was man noch verbessern könnte.
Nach einem kleinen Mittagssnack trafen langsam auch schon die Familienmitglieder der Teilnehmer*innen ein und bald sollten die Projekte vorgestellt werden.
Hier konnte man erstmals sehen, was so alle Gruppen an nur einem kurzen Wochenende alles geschafft haben. Die Projekte waren wirklich beeindruckend und absolut jeder kann stolz auf sich sein.
Bei der Präsentation des Avatar-Generators gab es kleinere, technische Schwierigkeiten, aber das Team hat super improvisiert und souverän durchgezogen. Klasse!
Sobald nun alle Projekte vorgestellt wurden, löste sich auch langsam alles auf. Das Aufräumen begann und die Familien und Teilnehmer*innen waren nun auf dem Weg nach Hause.
Auch ich habe mich bald wieder auf mein Rad geschwungen und bin nach Hause gefahren.
Ich war zum allerersten Mal auf einem "Jugend hackt" Event und es hat mir sehr viel Spaß bereitet. Ich habe auch so richtig das Gefühl gehabt, dass ich mein Wissen und meine Erfahrung mit den Kindern und Jugendlichen teilen konnte und es auch gut ankam.
Sicher ist man dann ausgelaugt und auch der Montag war für mich nicht wirklich machbar, aber es ist ein gutes Gefühl von Ausgelaugtheit.
Ich freue mich schon darauf, beim nächsten Event in Frankfurt dabei zu sein, für das ich mich auf jeden Fall wieder melden werden.
Was ich noch sehr, sehr, SEHR positiv erwähnen muss ist, dass auf dem Event jede Person so sein konnte, wie sie (bezogen auf Person!) ist. Sei es in Bezug auf LGBTQIA+ oder Neurodiversitäten oder oder oder. Dieses Event war ein wirklich absolut offener Raum und ich habe mich sehr wohl und willkommen gefühlt!